18. – 31.8.2018       Mexiko 11

                                   Papantla – Teotihuacan

Auf abenteuerlichem Weg erreichten wir die Vanilleplantage von Señor Luis. Er führte uns in die Geschichte dieser kostbaren Pflanze ein. Die Vanille ist eine Schlingpflanze die bis zu 10 m hochwachsen kann und der Orchideen-Familie angehört. In den Monaten März-April-Mai öffnet sich eine Blüte nach der anderen nur für eine kurze Zeit im Tag wo sie sofort von einer speziellen Biene befruchtet wird. Señor Luis schaut jeden Tag in seinem „Dschungel“ vorbei wo die kostbaren Schoten wachsen um sie dann nach einem Jahr zu ernten. Für eine Dschungel-Vanille bekommt er 200 Pesos. Eigentlich muss er hier im Dschungel nichts tun und könnte unbesorgt leben, wenn da nicht die Diebe wären die auch etwas abhaben wollten. Den Touristen zeigt er dann die kultivierten Vanillepflanzen, die auch günstiger zu kaufen sind. 

Wir umfuhren die Stadt und langsam ging es ins heisse Tiefland wo wieder viele Orangen-, Mandarinen- und Limettenbäume etc. wachsen. Ab und zu fuhr ein grosser Tiertransporter mit Rindern oder ein Transporter mit drei Lagen voller Schweine an uns vorbei. Dann erreichten wir den Campingplatz „Casitas Coco Loco“ des Schweizers Martin. Ein wunderschöner Platz am Golf von Mexiko und wir trafen Rahel und Lucki noch einmal. Hier standen wir einige Tage, genossen zusammen nichts tun zu müssen, assen leckere Pizzas und gingen im Nachbardorf Eis essen. Martin ist ein aufgestellter, hilfsbereiter, liebenswerter Mensch und weiss viel Interessantes über Schildkröten zu erzählen. Auf einer Nachttour sahen wir wie die Schildkröten mit ihren kräftigen Beinen Spuren hinterliessen die wie Traktorspuren aussahen. Zielstrebig ging es die Sanddünen hoch und dann wird ein Meter tiefes Loch herausgeschaufelt um ihre 100 – 200 Eier abzulegen. Wir hatten Glück und sahen 3 grosse Schildkröten. Leider werden immer noch Eier gestohlen, denn das soll die „Potenz“ der Männer steigern und damit viel Geld verdient werden. Martin nimmt die Eier von seinem Strand, lässt sie in Boxen ausbrüten und am Freitag den 31. August entlässt er alle geschlüpften Schildkrötli direkt ins Meer. Leider hörten wir, dass in Puerto Escondido (Bez. Oaxaca) 300 Schildkröten in einem unerlaubt ausgeworfenen Fischernetz elendiglich verendeten. Eine traurige Nachricht. So wünschen wir den vielen frei gelassenen Schildkrötli von Martin eine gute Reise und dass sie in einigen Jahren zu seinem Sandstrand für ihre Eiablage zurückkehren.

Besuch im nahegelegenen Dorf der ehemals eingewanderten Franzosen. Alle Dächer sind mit Biberschwanzziegeln gedeckt und die Inneneinrichtung elegant. Sogar ein kleiner Eifelturm stand auf der Kommode. Einige Leute pflegen noch die französische Sprache und leben ein gesellschaftliches miteinander. 

Der Küste entlang gibt es leider nicht mehr so viele Kokospalmen. Schädlinge befallen die Kokosnüsse und lassen die Palmen absterben. Das breitet sich langsam am ganzen Golf von Mexiko aus und man weiss nicht was tun.

Weiter auf der 180 fuhren wir an Landwirtschaftsgebiet, Zitrusbäumen, Buschland, Bananen, Zuckerrohr und an der Laguna Verde beim Atomkraftwerk vorbei. Bald erreichten wir Veracruz, zwar nicht für die Verschiffung unserer „Cajita“ sondern um uns die Stadt anzuschauen. 

Veracruz ist Mexikos älteste nichtprähispanische Stadt und wichtigster Atlantikhafen seit der Kolonialzeit. Am 21. April 1519 gingen die Schiffe von Hernán Cortés an der vorgelagerten Insel San Juan de Ulúa vor Anker. Jahrhundertelang war Veracruz für die Spanier wichtigster Verschiffungshafen zum Mutterland. Nicht nur für die (Silber-)Schätze Mexikos, sondern auch für die Güter ihrer einzigen Kolonie in Asien, den Philippinen. Schiffe brachten die Reichtümer nach Acapulco, danach wurden sie auf dem Landweg über Puebla nach Veracruz transportiert. Natürlich lockte dies Piraten an die Veracruz im 17. Jh. wiederholt überfielen und plünderten. -HH

Wieder einmal im Leben trafen wir die richtige Entscheidung, denn wir logierten im Hotel Mar y Tierra direkt am Hafen. Wir sahen, dass ab dem 27.8.-2.9.2018 ein grosses Windjammer-Treffen stattfinden wird welches wir uns gerne anschauen wollten. So buchten wir noch das letzte Zimmer bevor wir nach Tlacotalpan fuhren. 

Dem wunderschönen Sandstrand Richtung Boca del Río entlang stehen Hotelanlagen, Restaurants und Eigentumswohnungen, fast wie in Cancún. Es wurde immer heisser und in den Dörfern hingen lange Würste an den Ständen, Kaktusfrüchte welche lecker und saftig schmecken und Säcke voller feinstem Sand. Wieder einmal zahlten wir Brückenzoll. Dieser wurde 1968 zur Unterstützung der Sommer-Olympiade eingeführt aber bis heute beibehalten um ihn dann jedes Jahr etwas zu erhöhen. Die Bevölkerung ist unzufrieden und eine Umfahrung der Brücken ist viel zu weit. Bei der Laguna Camaronera züchten die Fischer Camarones welche sie dann Sackweise an der prallen Sonne an ihren Verkaufsständen verkaufen. Anschliessend bogen wir in Alvarado ab und fuhren dem Río Papaloapan entlang bis nach Tlacotalpan, der vergessenen Stadt. Eine Weltkulturstätte der Unesco. Hier stellten wir uns auf den öffentlichen Parkplatz zum Übernachten. Wunderschön farbige Häuser mit fantasievollen Säulenbögen laden zum Flanieren ein. Durch offene Fenster oder Türen konnte man einen Blick in elegante Wohnräume, reich bestückt mit alten Gemälden, Kronleuchtern und feine Holzarbeiten werfen. Natürlich standen überall die handgeschnitzten Schaukelstühle. 

Ende des 18. Jh. war die Stadt ein wichtiges Handelszentrum für die Küste. Handwerker fertigten hier erlesene Produkte aus Stoffen, Silber und Holz. Baumwolle und Zucker wurden produziert und weiterverschifft. Seinen Höhepunkt erreichte Tlacotalpan in der zweiten Hälfte des 19. Jh. mit der Erfindung des Dampfschiffs, das den Wassertransport erleichterte. Auf rund 400 km schiffbarer Strecke gelangten tropische Produkte weit aus dem Hinterland auf dem Río Papaloapan in den Hafen der Stadt und wurden von dort weiterverschifft nach Veracruz, Südamerika, Kuba oder Europa, denn sogar grosse Überseehandelsschiffe konnten in dem tiefen Flussbett bis zum Hafen der Stadt gelangen. Zedernholz, Kakao, Häute und Federn seltener Vögel, Baumwolle und Zucker wurden verfrachtet und die Fremden brachten dafür holländisches Geschirr, österreichische Pianos, spanische Decken, europäische Industrieprodukte und anderes mit. So erlangte die Stadt Wohlstand und es wurden Schulen, ein Theater und ein Krankenhaus gebaut. Sogar eine Strassenbahn hielt Einzug. Mit dem Bau mehrerer Eisenbahnlinien, die an Tlacotalpan vorbeiführten, verlor die Stadt aber dann innerhalb weniger Jahre ihre Bedeutung als grosser Warenumschlagsplatz und versank im Vergessen. –DHG Natürlich genossen wir bei einem hübschen Restaurant am Río die leckeren Camarones. 

Bei schönstem Wetter fuhren wir auf der 175 und 145 weiter durch die fruchtbare Lagunenlandschaft mit gross angelegten Zuckerrohrfeldern. Die einten Häuser waren noch farbig angemalt aber doch eher einfach gehalten. So erreichten wir am Sonntag Veracruz zum zweiten Mal. Alles war wegen dem Festival schon abgesperrt und wir durften im Hotel eigenen Parquadero sicher parkieren. 

Aus unserem Hoteleckzimmer hatten wir einen „Wahnsinnsausblick“ auf zwei Seiten des Hafens und konnten so das Einlaufen der wunderschönen Segelschiffe bestaunen. Das erste Schiff war ein Militärsegelschiff von Chile. Mit lauten Böllern von Schiff und vom Hafen wurde die Einfahrt begrüsst. Es folgten die Segelschiffe von Ecuador, Mexiko, Kolumbien, Peru, Argentinien, Venezuela und Brasilien. Das Venezuelanische Schiff platzierten sie aber im hinteren Hafenteil zwischen zwei Kriegsschiffen. Wahrscheinlich weil sie immer noch im Konflikt mit den einten Ländern stehen. Am späteren Nachmittag durften dann alle Schiffe besucht werden. Lange Kolonnen voller Leute standen für eine Besichtigung an und die Musik spielte lautstark auf. Es gab Tanz- und Musikvorführungen und die Eisverkäufer hatten alle Hände voll zu tun, denn es war unglaublich heiss und schwül. 

Am Dienstag fuhren wir über die Autobahn zurück nach Teotihuacan und auf der abwechslungsreichen Fahrt vom begrünten Tiefland ging es über die sandige trockene Wüstengegend über 2600 m. Mit grossangelegten Bewässerungssystemen wurde bewässert und wo es nicht nass wurde stiegen ab und zu Sandhosen auf. Im Parque Nacional Cofre de Perote sahen wir nochmals eine andere Art von wunderschönen Palmen und von Oktober bis Januar hätte man von hier die beste Sicht auf den Popocatépetl. Da wollen wir dann nochmals hin.

Wieder in Teotihuacan angekommen liessen wir unser Auto gründlich waschen, polieren und schmieren. Auch die Wäsche konnten wir in der Nähe abgeben und wir sehen wieder zivilisiert aus. Die Innenreinigung ist erledigt und die vorigen Lebensmittel überreichten wir der Campingbesitzerin welche sich sehr darüber freute. 

Nun geht es morgen Sonntag nach Mexiko-City bevor wir unseren Heimflug antreten.